Kurze Anmerkungen zur Kundgebung „Stoppt den krieg“ und der Demo vom

Neptunbrunnen am 27.02.2022 in berlin

 

Unter dem Motto: „Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa(link: presseportal vom 25.02.22), hatte für Sonntag den 27.02.2022 ein breites Bündnis zur Straße des 17. Juni in Berlin mobilisiert. Parallel dazu, gab es einen weiteren Aufruf, sich einer angemeldeten Demo ab Neptunbrunnen zum Brandenburger Tor anzuschließen, unter dem Motto: „Kein Krieg zwischen den Menschen in Russland und der Ukraine!...(link: kontrapolis vom 26.02.22).

 

Schon gegen 12:30 Uhr auf dem Weg Richtung Brandenburger Tor, war klar, dass wird eine richtig große Veranstaltung werden. Tausende Menschen zogen Richtung Brandenburger Tor. Viele Menschen mit Schildern „Kein Krieg“, „Für Frieden“ etc, viele Friedenstauben auf Fahnen oder Schildern, aber auch einige Schilder in den Nationalfarben der Ukraine und einige wenige Russlandfeindliche Parolen, wie „Waffen gegen Russland“. Direkt am Brandenburger Tor spielte die Musikband Nümmes. Zwischen den Liedern wurde gegen Krieg, gegen russischen Einmarsch, aber auch gegen die NATO agitiert. Das wurde von den Menschen, die dort zu tausenden vorbeizogen, positiv aufgenommen. Hinter dem Brandenburger Tor dann ein kleiner Stand von SAV, die unter anderem ein Flugblatt verteilten, mit den Forderungen: Russische Truppen raus aus der Ukraine, Solidarität mit der Antikriegsbewegung in Russland, NATO raus aus Osteuropa.

 

Hinter dem Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule (Westseite), standen weitere zehntausende Menschen. Das war eine sehr gemischte Masse Menschen. Normale Leute, die ein Problem mit Krieg haben, viele aus der ehemaligen Friedensbewegung, auch viele junge Menschen und Familien. Aus den Gesprächen ging bei den meisten die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges hervor. Sehr oft hörten wir, wie Menschen ein zurück zur Diplomatie forderten. Vereinzelt gab es aber auch Stimmen von Menschen, die am liebsten selbst in Russland einmarschieren würden. Speziell vor der russischen Botschaft stand eine Gruppe von ca. 100 Menschen, augenscheinlich ukrainisch stämmig, die solche Dinge äußerten. Was dort auf Russisch, oder Ukrainisch gerufen wurde, haben wir nicht verstanden – wollte uns auch niemand der Anwesenden übersetzen…befürchten da schlimmes. Aus den Gesprächen ging hervor, dass zu dieser großen Manifestation viele Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren.

 

War die Zusammensetzung im Umfeld des Brandenburger Tors eher durchmischt, sah das im Bereich des Neptunbrunnen, von wo zeitgleich eine Demonstration mit einem Antimilitaristischen Block in Richtung Brandenburger Tor starten sollte, schon etwas anders aus. Zu dieser Demo hatte u.a. auch die Initiative „Vitsche“, gegründet von jungen in Berlin lebenden Ukrainern, mobilisiert. Zur Einschätzung der Initiative Vitsche: „Proteste gegen Krieg: so aktiv ist Berlins ukrainische Community(link: tip berlin vom 24.02.22) und hier auf Telegram.

 

Auch am Neptunbrunnen hatten sich gegen 13.30 Uhr mehrere tausend Menschen versammelt. Dort fielen schon von weitem eine große Anzahl an Ukraine-Fahnen auf und viele ukrainisch stämmige Menschen, anders als am Brandenburger Tor. Es wurden Parolen/Sprechchöre auf Ukrainisch gerufen – leider ohne Übersetzung. Die Demo setzte sich dann mit einiger Verzögerung in Bewegung. Für uns sah es so aus, als ob die Menschen einfach losliefen.

In der Demo gab es dann auch einen antimilitaristischen Block mit Fronttransparent „Don´t stand with Putin Don´t stand with Nato STAND WITH THE PEOPLE“.  Aus dem Block heraus gab es Parolen wie „Hoch die internationale Solidarität“ und andere Antikriegsparolen.

 

Die Demo wurde dann Unter den Linden, kurz hinter dem Berliner Dom, von der Polizei angehalten und nicht weitergelassen. Begründung dafür war, dass am Brandenburger Tor schon 100.000 Menschen wären und man sich an der Veranstaltung nicht mehr beteiligen dürfe, um die Gefahr einer Massenpanik zu verhindern.

Die Menschen wurden aufgefordert sich durch Nebenstraßen in Richtung Alex zu entfernen. Da die Demo der Aufforderung nicht gleich nachkam, fuhr die Polizei mit Ihren Wagen langsam in die Demo, um die Menschen dort wegzubewegen. Die Demo zog dann seitlich am Dom vorbei durch kleine Seitenstraßen, um schließlich wieder auf Unter den Linden weiter zu ziehen, bis zur nächsten Polizeisperre an der Friedrichstraße.

In den kleineren Seitenstraßen wurden die Sprechchöre des nun verkleinerten antimilitaristischen Blocks sehr laut und teilweise recht aggressiv übertönt und auch angepöbelt („Ihr mit eurem Scheiß Pazifismus“). Die Demo versuchte dann weiterhin durch kleine Straßen Richtung Brandenburger Tor zu ziehen, wurde aber wieder durch Polizeisperren behindert.

 

Das RBB spezial vom 27.02.22, gibt einen kleinen Überblick (vor und nach dem Interview mit dem ukrainischen Botschafter, der als Gast geladen war):

Großdemonstration für den Frieden(link: rbb vom 27.02.22)

 

Fazit:

Bei solchen Menschenmassen, bekommt man nicht alles mit, wir wollen hier nur einen kleinen Beitrag für ein Gesamtbild leisten. Unser Eindruck war, dass sich dort überwiegend Menschen versammelten, die ein Problem mit kriegerischen Auseinandersetzungen haben und für Frieden und Freiheit eintreten. Allerdings gab es auch einzelne, die einen Krieg gegen Russland forderten. Was sehr auffällig bei einem Teil der ukrainisch stämmigen Menschen war, die Forderung an Deutschland nun endlich aktiv gegen Russland zu werden. Im Zuge dessen verwundert es jedes Mal, dass man von diesen Menschen nicht mal ein kritisches Wort darüber hört, dass in der Donbass Region seit Jahren russisch stämmige Menschen von Faschistischen Bataillonen vertrieben, oder sogar getötet werden.

Was in jedem Fall gefehlt hat war, die Hintergründe des Krieges und damit die Verantwortung der NATO-Bande zu benennen – aber das wäre eben wieder die Aufgabe von Linken Organisationen, die hoffentlich schnell agieren, um hier eine große Antikriegsbewegung auf die Beine zu stellen!

 

 

Thea Rothe / Ellen Dagmar / Tom Klare         28.2.2022