EINIGE GEDANKEN…..

…..ÜBER DAS KAMPFLIED DER SOZIALISTISCHEN ARBEITERBEWEGUNG  „DIE INTERNATIONALE“

 

Als die vereinte französische und preußische Reaktion die Erhebung der arbeitenden Schichten und anderer fortschrittlicher Kräfte von Paris (die „Pariser Kommune“), 1871 in ihrem eigenen Blut erstickte, zeigte sich trotz dieser brutalen Unterdrückung die Kraft fortschrittlicher, revolutionärer Überzeugung. Diese konnte von der reaktionären Soldateska weder getötet, noch zum Schweigen gebracht werden. Ein aktiver Teilnehmer der „Pariser Kommune“, der den Massakern an den Revolutionären entkommen konnte, dichtete schon kurze Zeit später den Text eines Liedes, das voller Kraft, Überzeugung und Zuversicht, die Gewissheit wohl nicht nur dieses Dichters, sondern sehr breiter Volksmassen widerspiegelte, dass es eine zwingende Notwendigkeit für den Sturz alter feudalistischer und neuer kapitalistischer Herrschaft gibt. Und dass es vor allen Dingen auch möglich ist, diese zu stürzen. Welch revolutionäres, fortschrittliches Bewusstsein muss im Angesicht einer so dramatischen Niederlage in solchen Menschen vorhanden gewesen sein.

 

Das Opfer dieser Genossen, ist nicht umsonst gewesen, auch wenn das Ziel des damaligen Kampfes bisher nur zeitweilig umgesetzt werden konnte. Die Welt hat sich erheblich verändert. Und der Kampf dieser Genossen von Paris und der Kampf der arbeitenden Menschen, hat seitdem eine wichtige Grundlage für solche Veränderung geschaffen. Auch wenn der Aufbau einer Gesellschaft ohne kapitalistische Ausbeutung erstmal gescheitert ist, sind doch die Erfahrungen, die im Kampf für Sozialismus, für eine solidarische Gesellschaft, aber auch das Scheitern sozialistischer Staaten, Erfahrungen, die wahrscheinlich immer notwendig sind, um letzten Endes grundlegende gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Etwas mehr als 150 Jahre sind seit dem heroischen Eintritt des Proletariats in das politische Weltgeschehen erst vergangen. Was für eine lächerliche Zeitspanne in der Menschheitsgeschichte, gemessen an den vielen  Jahrhunderten, die benötigt wurden, um in anderen gesellschaftlichen Kämpfen, das Fortschrittliche durchzusetzen.

 

So ist es sicher nicht angebracht, wenn Menschen, welche eine fortschrittliche Veränderung der Gesellschaft anstreben, an den ungünstigen Verhältnissen verzweifeln, denen wir derzeit gegenüberstehen. Wir wissen doch, dass sich unsere Ziele mit den Naturgesetzen und den Gesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung im Einklang befinden, auch wenn wir natürlich ständig dazulernen müssen. Von daher kein Grund zum Verzweifeln. Wir sind doch keine Weltuntergangssekte, welche Selbstmord aus Angst vor dem Tod begeht. Und wir sind auch nicht jene untergehende Klasse, bei der es tatsächlich aktuell solche sektenhaften Erscheinungen gibt, die sich wohl auch noch verstärken werden.

 

Hunderte Millionen Menschen werden international dermaßen ausgebeutet, dass es oftmals nur knapp zum Überleben reicht. Weitere zig Millionen Menschen kommen gar nicht erst in dieses „Privileg“ sich dermaßen ausbeuten zu lassen. Das kapitalistische System lässt sie durch seine Büttel dahinvegetieren, unter Umständen bis zum Hungertod. Je nachdem wie es für den Profit und den Machterhalt einer sehr kleinen Minderheit der Weltbevölkerung opportun ist. Auch opferreiche Kriege werden von solchen Elementen angezettelt. Erster und zweiter Weltkrieg waren unter Umständen nur ein Vorgeschmack auf eine Menschenvernichtung von ganz anderen Dimensionen. Daraus resultiert für uns, dass man an den aktuellen Verhältnissen zwar nicht verzweifeln sollte, aber für bräsige Geruhsamkeit ist eben auch nicht die Zeit.

 

Die Militärmaschinerie des Imperialismus hat sich Massenvernichtungswaffen geschaffen, die unter Umständen durch ihre Anwendung die Menschheit erheblich in ihrer Entwicklung zurückwerfen könnte. Das wäre dann unter Umständen ein erheblich längerer Weg, hin zu einer Gesellschaft ohne Ausbeutung. Im Moment wird gerade genau mit diesem Feuer gespielt und es ist zumindest in unseren Breiten bisher nicht erkennbar, dass dies ernst genug genommen wird. Dies ist allerdings eine notwendige Voraussetzung dafür, dass man katastrophale Entwicklungen auch noch stoppen und umkehren kann. Vielleicht kann da ja ein Weckruf, der bspw. in der deutschen Fassung der Internationale beinhaltet ist, hilfreich sein.

         

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

Manches in diesem Text schien ja längere Zeit, zumindest in unseren Breiten, überholt zu sein, wie bspw.: „…die stets man noch zum Hungern zwingt!“. Allerdings war und ist ein solcher Zustand für hunderte von Millionen Menschen in der sogenannten dritten Welt bittere tägliche Realität. Auch in unserem Land und anderen Ländern des westlichen Europas, wird es für eine zunehmende Anzahl von Menschen ebenfalls wieder bittere tägliche Realität. Das Menschenverachtende kapitalistische System und seine politischen Handlanger, zeigen auch hier wieder ihre brutale Fratze. Und da heißt es ganz banal, eine Gegenkraft zu organisieren, sonst fährt die Bande mit uns Schlitten, ganz abgesehen von der wachsenden Kriegsgefahr.

                                                     

Dass wir als Kollektiv hier nicht in Depressionen verfallen, trotz der sehr ungünstigen aktuellen Lage, wird wohl jeder Leser erkennen können. Wir würden es eher mit der Zeile halten: „….Reinen Tisch macht mit dem Bedränger! Heer der Sklaven wache auf !...“. Solch eine Herangehensweise würden wir uns auch für unsere fortschrittlichen Leser wünschen und wahrscheinlich ist diese auch sowieso vorhanden. Auf alle Fälle möchten wir Euch bei dieser Gelegenheit auch ein gesundes neues Jahr und uns allen viel Erfolg im politischen Kampf wünschen.

 

 

DAS EINIGE-GEDANKEN-KOLLEKTIV  ZUM JAHRESWECHSEL  2022 / 2023

 

 

Nachtrag:

Erwähnt werden muss auch noch, dass „Die Internationale“ auch die erste Hymne der sozialistischen Sowjetunion war, welche nach harten revolutionären Kämpfen am 30. Dezember 1922 auf dem 1. Sowjetkongress der UDSSR vor genau 100 Jahren verkündet wurde.

 

Unter Umständen wirkt der Text dieses Liedes auf manche Menschen heutzutage etwas altbacken in der Wortwahl und den Begrifflichkeiten. Kritische Geister diesbezüglich, können sich ja gerne an die Neuschaffung eines Liedes mit identischer Stoßrichtung machen. Allerdings wüssten wir gar nicht, was an den Grundaussagen falsch wäre. Ob es nun ein letztes Gefecht sein wird, das die Widersprüche in der Gesellschaft auf alle Zeiten klärt, ist allerdings eher unwahrscheinlich, denn zu lösende gesellschaftliche Widersprüche werden wohl immer bestehen.  Ein moderner Text käme unserer Ansicht nach an den wesentlichen Grundaussagen aber auch nicht vorbei, wenn es nicht ein kastriertes Kampflied werden soll. Aber wir sind auch keine Dichter, oder Liedermacher. Wir würden uns da einfach mal überraschen lassen.

 

Auf alle Fälle wollen wir unseren Lesern zwei von diversen Versionen der „Internationale“ nicht vorenthalten, welche aus der Vorlage des französischen Originaltextes von Eugene Pottier aus dem Jahre 1871 entstanden sind und diese hier mit anhängen.

 

Deutscher Text (Emil Luckhardt, 1910)

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

Es rettet uns kein höh’res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei’n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der mächt’gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

 

(Link zum Lied auf youtube)

 

 

Die Internationale

Zum letzten Kampf! Ihr alle,
Ihr Völker im Verein!
Die Internationale
Wird alle Menschheit sein!

 

Auf, ihr Verdammte des Planeten,
Auf, Hungerknechte, aus dem Sumpf!
Vernunft bricht aus den Morgenröten.
Aus Schlünden donnert sie Triumph.
Macht endlich Schluß mit dem Gewesnen!
Es stürzt die Welt. Der Tag ist nah.
Denn heut sind wir die Auserlesnen.
Wir waren nichts, jetzt sind wir da!

 

Wir wissen, daß uns glücklich mache
Kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun.
Genossen, unsrer Freiheit Sache
Kann nur in unsren Händen ruhn!
Packt, bis es brüllt, das Ungeheuer,
Und schafft dem Geist ein freies Gleis!
Wir blasen jetzt ins eigne Feuer.
Schlagt auf den Stahl, er ist noch heiß!

 

Staat und Gesetz gehn über Leichen.
Die Steuer wird zum Massenmord.
Wo gibt es Pflichten für den Reichen?
Des Armen Recht? Ein leeres Wort!
Genug! Es sprechen jetzt die Knechte,
Und das Gesetz der Gleichheit spricht:
Nicht eine Pflicht mehr ohne Rechte
Und keine Rechte ohne Pflicht!

 

 

Abscheulich blähn sich diese Götzen,
Die Herrn von Schacht und Eisenbahn.
Sie machten unser Blut zu Schätzen,
Sie haben unser Gut vertan.
In Stahltresoren liegt’s vergraben.
Wann machen wir die Rechnung glatt?
Das Volk will ja nur wiederhaben,
Was man dem Volk gestohlen hat.

 

Die Herrscher machten uns betrunken.
Der Zauber muß zu Ende sein.
Drum werft ins Heer der Freiheit Funken!
Dann schlägt es mit dem Kolben drein.
Wenn sie uns zwingen, die Barbaren,
Soldat zu spielen noch einmal,
Wir werden unsre Kugeln sparen
Für unsren eignen General.

 

Arbeiter, Bauern, kommt zum Ende!
Wir sind der Schaffenden Partei!
Die Welt gehört in unsre Hände.
Der Reichen Schonzeit ist vorbei.
Sie sogen Blut aus unsren Wunden.
Reißt ihnen ab den Heiligenschein!
Erst wenn das Geiervolk verschwunden,
Wird unsre Welt voll Sonne sein!

 

Zum letzten Kampf! Ihr alle,

Ihr Völker im Verein!

Die Internationale

Wird alle Menschheit sein!

 

(Aus dem Französischen von Erich Weinert)