EINIGE GEDANKEN…..

                   …..ÜBER KLASSENKAMPF

 

ANLÄSSLICH DES AUFSTANDES IN FRANKREICH

 

Der Klassenkampf der herrschenden Klasse gegen die arbeitende Bevölkerung ist ja sowieso eine permanente Angelegenheit. Auch wenn die herrschende Klasse in den hochentwickelten europäischen Staaten ihren Bevölkerungen etwas mehr Zugeständnisse macht im Hinblick auf auskömmlichen Lohn und einer etwas längeren Leine was die diktatorische Unterdrückung betrifft.

 

Dies machen sie natürlich auch nur, weil sie umso brutaler, umso Menschenverachtender mit denjenigen Menschen umgehen, die sie unter der Knute ihres imperialistischen bzw. Neo-Kolonialen Systems bluten lassen. Da bleibt dann doch noch etwas vom Wahnsinnsprofit übrig um die eigene Bevölkerung ein Stück weit ruhig zu stellen.

 

Mit dem Zusammenbruch des sogenannten sozialistischen Lagers, mit dem Wechsel hin zum Kapitalismus auch in China und dem Schwinden der Kraft und des Einflusses der Linken auch in den kapitalistischen Staaten, meinten beträchtliche Teile der herrschenden Klasse (in den jeweiligen Staaten vielleicht unterschiedlich), sozusagen mal wieder die kapitalistische Sau rauslassen, die Maske fallen lassen zu können.

 

So kann mal beispielsweise in Deutschland beobachten, wie man ganze Regionen hinten runterkippen lässt  in ihrer Entwicklung, mit den zwangsläufigen Folgeerscheinungen von Arbeitslosigkeit und Armut. Man kann aber durchaus auch beobachten wie das gesamte Land durch die Mangel gedreht wird um den Profit von Wenigen ins unermessliche zu steigern. Nur ansatzweise sei hier auf Wohnungsmangel/Mieten, Bildungsnotstand und Pflegenotstand hingewiesen.

Wie man jetzt sehr einprägsam und nachhaltig aus Frankreich erfahren kann, findet dort eine ähnliche, vielleicht sogar brutalere Entwicklung statt. Diese Bagage hat sich scheinbar sicher gefühlt, sozialistische Bestrebungen ad Acta gelegt, sozialistische Staaten durch Revisionismus und Konterrevolution wieder eingefangen in die Gemeinschaft des weltweit herrschenden kapitalistischen Systems. Was kann uns hindern, muss wohl die Parole in diesen kapitalistischen Eliten gewesen sein.

 

Nun das kann man jetzt sehen, zu welcher Kraft, zu welcher Zähigkeit demonstrierende und kämpfende Menschen fähig sind, wenn sie für eine wichtige und richtige Sache eintreten, wenn sie sicher sein können im Interesse eines ganz überwiegenden Teils der Bevölkerung zu handeln und auch von diesem getragen zu werden. Es wird wahrscheinlich vielen nicht bewusst sein, von denen die dort kämpfen, aber sie haben den Klassenkampf von unserer Seite wieder eröffnet. Haben den Klassenkampf der unteren Schichten der Bevölkerung, der arbeitenden Bevölkerung, aber scheinbar auch bis in den sogenannten Mittelstand hinein, gegen das kapitalistische System eröffnet. Und zwar mit einer Wucht und einer Zähigkeit, die einem fast die Sprache verschlägt nach diesem ganzen Rückschritt und der Stagnation der letzten Jahre und Jahrzehnte. Obwohl die Bewegung in Frankreich noch  recht unorganisiert wirkt und eindeutige Ziele in Richtung Sozialismus scheinbar noch nicht formuliert wurden, könnte dieser Aufstand unserer Meinung nach durchaus eine Grundlage für eine radikale Umwandlung der Gesellschaft darstellen.

 

Wieder mal ist von französischen Menschen ein Fanal  ausgegangen, dass durchaus in der Lage sein könnte, nicht nur in den europäischen Staaten, die Bestrebungen das kapitalistische System auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, erheblich zu verstärken, sondern dies könnte durchaus weltweite Auswirkungen haben. Unabhängig davon wie es sich in Frankreich weiterentwickelt, einen Verdienst können sich die dort kämpfenden Menschen durchaus auch jetzt schon auf die Fahne schreiben, die kapitalistische Friedhofsruhe ist in den entwickelten europäischen Ländern auf beeindruckende Weise durchbrochen worden.

 

 

KÖNNEN UND MÜSSEN WIR ALS LINKE IN DEUTSCHLAND ETWAS AUS DEN AKTUELLEN ENTWICKLUNGEN IN FRANKREICH LERNEN?

 

Ein ganz prägnanter Aspekt des Aufstandes in Frankreich ist doch, Gewerkschaften, linke Parteien, die Linke Frankreichs insgesamt, sind selbst regelrecht überrollt worden von diesem Aufstand. Ausnahmen wird es sicher geben, aber das Gesamtbild wirkt so auf uns.

 

Erst so nach und nach scheint doch eine Annäherung von selbstkritischen Kräften innerhalb der Linken stattzufinden. Das heißt, die Menschen, die den Kampf für ihre sozialen Forderungen aufgenommen haben, hatten offensichtlich kein Vertrauen in diejenigen Menschen, die sich in Frankreich als Linke begreifen. Und das, was wir so als Haltung aus entsprechenden Kreisen Frankreichs mitkriegen, veranlasst uns, dieses Misstrauen auch als nur zu berechtigt wahrzunehmen.

 

Aber wie ist es denn nun in Deutschland, wie ist es denn hier mit der Linken in ihrer Gesamtheit bestellt? Wir möchten vorausschicken (wie immer) wir haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen und mühen uns heftig um jede Erkenntnis und werden auch zu fehlerhaften Einschätzungen kommen. Aber wie ist es denn nun in unserem Land, genießt die Linke hier Vertrauen bei den unterdrückten und benachteiligten Menschen, von denen es ja nicht wenige auch in diesem Land gibt? Genießt die Linke Vertrauen bei den Teilen des sogenannten Mittelstandes, der ja ebenfalls nicht wenig gebeutelt wird in diesem kapitalistischen System? Wir würden mal wagen, dies auf Grund unserer Erkenntnisse, zu verneinen.

 

Sind die Menschen denn nun nur zu blöde oder zu rechts um zu begreifen, aus was für netten und fortschrittlichen Menschen diese Linke besteht? Wir würden eher sagen, ein bisschen Demut, Selbstkritik und insbesondere ein Reinhören in die Bevölkerung und ein kritisches Abwägen des Gehörten ständen nicht nur, aber insbesondere der hiesigen Linken, ganz gut zu Gesicht. Sicher gilt dies nicht durch die Bank und wir nehmen uns hier auch nicht aus, aber dass die Linke in ihrer Gesamtheit nicht unbedingt als Meinungsführerin im gesellschaftlichen Kampf um soziale Verbesserungen angesehen wird, ist doch irgendwie offensichtlich. Aber woher kommt das, darf das „Volk“ so über uns Linke urteilen, gibt es dafür eine Berechtigung?

 

Der Zusammenbruch des sogenannten sozialistischen Lagers, der Sieg von schleichenden oder offen konterrevolutionären Bestrebungen, muss ja offensichtlich auf erhebliche Schwächen innerhalb obiger Konstellationen getroffen sein, sonst wäre eine solche katastrophale Entwicklung ja nicht möglich gewesen.

Die geringe Akzeptanz von kommunistischen Organisationen, zumindest in Europa, der Zusammenbruch der DDR, muss doch Gründe gehabt haben und wir meinen, das hat nichts, oder nur bedingt mit der Rückständigkeit von Teilen der Bevölkerung zu tun.

 

War  es nicht viel mehr das offensichtliche Unvermögen tatsächlich vorwärts zu schreiten, wenn man beispielsweise an die teilweise künstlich erzeugte industrielle Rückständigkeit der DDR denkt, die insbesondere der arbeitende Teil der Bevölkerung als unerträglich empfand. Oder nehmen wir die aktuellen Entwicklungen im zu Recht wiedervereinigten Deutschland. Alles, was einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung als Problem unter den Nägeln brennt, wird im günstigsten Fall beiseitegeschoben, im ungünstigsten Fall werden solche Menschen zu Rechten oder sogar Nazis deklariert, obwohl bei der Mehrheit solch ein Vorwurf nicht berechtigt ist.

Das kommt dann teilweise von solchen Leuten, die andererseits überhaupt keine Schmerzgrenze haben, in diversen gesellschaftlichen Fragen mit dem Merkelklüngel zu paktieren. Oder von Leuten aus der sogenannten Linkspartei, die sich rege an der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Staatsapparates und desselben Systems beteiligen.

 

Macron muss weg, rufen die kämpfenden französischen Menschen sinngemäß, was würde eigentlich auf einer von Linken organisierten Demo passieren, wenn Teilnehmer berechtigt rufen würden Merkel muss weg, wir können uns das lebhaft vorstellen.

 

Leider wird in beträchtlichen Teilen solcher Linker auch keine Diskussion über Themen des linken vorherrschenden Mainstreams zugelassen, weder mit der Normalbevölkerung noch mit anderen Linken, die diesen Mainstream doch etwas kritischer betrachten, irgendwie scheint man sich seiner Ansichten selbst nicht ganz sicher zu sein.

 

Somit ist es aus unserer Sicht nicht verwunderlich, dass von uns als Linke, der unzufriedene bis wütende Teil der Bevölkerung nicht sonderlich angetan ist, einige sich sogar ins rechte Lager verrennen. Diejenigen, die heute schon ihren Unmut über verschiedene gesellschaftlichen Entwicklungen äußern und auf die Straße tragen, wir denken unter anderem auch an die Kollegen aus der Braunkohle, bzw. der damit zusammenhängenden Energiewirtschaft, wo ist denn da die Unterstützung dessen was sich hier als Linke betrachtet? Das tendiert doch eher gen null oder ist gegen solche Kollegen sogar feindselig eingestellt.

 

Wir haben das auch bei den ersten Veranstaltungen, die zur Unterstützung der Gelbwesten in Frankreich organisiert wurden, gemerkt. Jeder Interessierte soll erst einmal undiskutiert und unhinterfragt vor den Mainstreamgrundregeln der hiesigen Linken einen Kotau machen, wenn er sich einbringen will. Dazu kommt dann noch dieses wirre Gendergequatsche, wo kein normaler Mensch weiß, ist nun Männlein oder Weiblein gemeint. Insgesamt eine verheerende Grundlage wenn man sich bemüht an der Unzufriedenheit bis Wut von beträchtlichen Teilen der Bevölkerung anzuknüpfen.

 

Wir fürchten sowas muss auch in Frankreich stattgefunden haben, so dass sich die aufständischen Menschen letzten Endes gesagt haben, das machen wir dann mal lieber alleine. Ist es nicht wirklich an der Zeit hier Demut und Selbstkritik gegenüber der Bevölkerung, insbesondere der Arbeitenden an den Tag zu legen? Das rechte Pack scharrt schon mit den Hufen, gern springen sie in die Lücke welche die Linke ihnen lässt, das sollten wir nicht zulassen.

 

Der Aufstand in Frankreich hat nochmal ins Gedächtnis gerufen, auf welch tönernen Füssen diese kapitalistische Ordnung eigentlich steht. Man stelle sich vor, dem Sozialismus verpflichtete Menschen in fortschrittlichen Organisationen hätten genügend Vertrauen in der Bevölkerung und organisatorische Stärke gehabt, als es zum Aufstand kam. Vielleicht könnte der Kapitalismus in Frankreich schon Geschichte sein, wenn dies heutzutage in einem Land überhaupt noch möglich ist. Auf alle Fälle hätte dieser Aufstand ein noch weitaus größeres Fanal sein können, als wie er es jetzt schon ist.

 

Allerdings hat dieser kapitalistische Staatsapparat auch vorgeführt zu welcher Brutalität und Unterdrückung er fähig ist. Schöne nette heile kapitalistische Demokratiewelt, wenn es eng wird, zeigen sich ganz andere Fratzen im Unterdrückungsapparat der herrschenden Klasse.

 

Unsere Kollegen und andere durch Imperialismus oder Neo-Kolonialismus unterjochte Menschen kennen solche Fratzen schon lange. Auf ihr Leben, auf ihre Gesundheit haben entsprechende Kräfte noch niemals Rücksicht genommen. Vielleicht für uns alle nochmal eine gute Erinnerungshilfe was es bedeutet, wenn dieses kapitalistische System weiter sein Unwesen treiben kann.

 

Vielleicht sollte man wieder auf das Wesentliche in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zurückkommen, nämlich die  Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beenden. Gepaart mit der Bereitschaft die Mehrheit der Bevölkerung in ihren berechtigten sozialen Anliegen auch ernst zu nehmen, könnte es unter Umständen gelingen, weitaus schneller zu lohnenden gesellschaftlichen Zielen zu gelangen, wie man vielleicht dachte.

 

 

Einige Kollegen aus Berlin                    25.12.2018