EINIGE GEDANKEN…..

…..über dIe VerdienstE der Gelbwestenbewegung

 

Oder wieso diese Bewegung auch ein Schlag gegen die

Öko-Ideologie ist

 

Eines kann diese Gelbwestenbewegung auf alle Fälle als ihren geschichtlichen Verdienst auf ihre gelben Westen schreiben, dieser kapitalistische Einheitsbrei, der in den stark industrialisierten europäischen Ländern zäh auf allem geklebt hat, ist doch in einer sehr massiven Weise durchstoßen worden.

 

Wie weit sich das unmittelbar weiterentwickelt und ob es in nächster Zeit schon zu wichtigen gesellschaftlichen Erfolgen führt, können wir natürlich auch nicht sagen.

Aber Tatsache ist, die berühmte schweigende Mehrheit der Bevölkerung, zuerst mal nur in Frankreich, hat sich doch in einer sehr beeindruckenden und mitreißenden Weise zu Wort gemeldet.

 

Mit einem Schlag ist, zumindest erstmal für Frankreich, klargeworden, all diejenigen, welche vorgaukeln sie vertreten die Interessen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, sind Heuchler und Lügner. Dies gilt für die Rechte, dies gilt für das offizielle bürgerliche Spektrum und reicht bis in gewerkschaftliche und linke Strukturen.

 

Beträchtliche Teile der französischen Bevölkerung haben kämpfend klar gemacht, dass es auch in den imperialistisch geprägten Ländern noch gesellschaftliche Widersprüche gibt, wie zwischen Kapital und Arbeit, arm und reich, oben und unten.

Dieses ganze elitäre Pack steht betreten da und versteht nicht wie ihnen das aus dem Ruder laufen konnte. Und das ist dann eine illustre Gemeinschaft aus Kapitalisten, Faschisten, Gewerkschaftsbonzen und nicht unbeträchtlichen Teilen von Menschen, die sich als Linke bezeichnen. Die Gedemütigten, die Verachteten, die Verarschten haben ihr Haupt erhoben und mit einer Wucht auf den Tisch gehauen, dass selbst im Schrank noch die Gläser klirren.

 

Ist das eine ÖKOIDEOLOGISCHE oder eine rechte Bewegung, (wobei die Übergänge da ja auch fliessend sind)?

 

Manche deklarieren diese ja als eine solche oder versuchen zumindest krampfhaft sie in eine solche Richtung zu drücken. Man kann es auch nicht ausschließen, dass es entsprechenden gesellschaftlichen Kräften noch gelingt diese Bewegung in eine solche Richtung zu beeinflussen, die aktuellen Forderungen dieser Bewegung stützen solch eine Einschätzung derzeit allerdings nicht (Forderungen der GelbwestenQuelle nachdenkseiten.de).

 

Wir würden diese Forderungen folgendermaßen bewerten: Ein Überhang an sozialen Forderungen für die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, einige Forderungen, welche offensichtlich kleinbürgerlich bis mittelständisch geprägt sind und eine verschwindende Anzahl von Forderungen, die man auch als ökologisch deklarieren könnte.

 

Wir können allerdings trotz dieser Mischung keine Forderung entdecken, welche eine Berechtigung darstellen würde, diese Bewegung derzeit zu einer rechten oder ökoideologischen Bewegung zu deklarieren. Eher ist doch das Gegenteil der Fall und dies ist doch sehr schnell deutlich geworden.

 

Gerade der ursprüngliche Ausgangs- und Ansatzpunkt, nämlich die Haltung gegen die sogenannte Ökosteuer, hat doch sofort zu einer Ablehnung dieser Bewegung durch entsprechende grüne Kreise geführt, von denen ja Teile sogar skurrilerweise zu Linken erklärt werden. Und dies nicht nur in Frankreich, sondern gerade auch in deutschen ökoideologisch bewegten Kreisen der bürgerlichen Elite, die ja durchaus in die Linke hinein reicht, ist das äußerst erbost wahrgenommen worden.

 

Versuche, unter anderem auch von Deutschland aus, mittels verbündeter Organisationen dies in solch eine Richtung zu drücken, sind hoffentlich nicht von Erfolg gekrönt. Behauptungen von skurrilen vorgeblichen Vertretern der Gelbwesten diesbezüglich sind ebenfalls fragwürdig. Und die starke Ablehnung aus dieser Bewegung, dass solche Leute sich mit Macron treffen sollten, ist ebenfalls in dem Zusammenhang sehr bezeichnend.

 

Stattdessen hört man durchaus sehr kluge Stellungnahmen von Angehörigen dieser Bewegung bezüglich des Irrsinns einen beträchtlichen Teil der Kernkraftwerke Frankreichs abzuschalten. Der Widerspruch bei diesen Plänen, nämlich eine Energieerzeugung runterzufahren, welche CO²-neutral ist, auf der anderen Seite aber über den apokalyptischen Klimawandel durch CO²-Emissionen zu plärren, wird ja durchaus thematisiert.

 

Dies hat solche versponnenen bis geschäftstüchtigen, auf alle Fälle aber rückwärts- gewandten grünen Kräfte schwer empört, dass ihre geliebte Ökosteuer eine heftige Ablehnung erfährt. Das erklärt dann auch die mehr als kritische Haltung solcher Kreise gegenüber dieser kämpferischen Bewegung.

 

Ach ja, rechts soll sie ja auch sein, diese Bewegung. Obwohl sich das inzwischen weitaus weniger Kräfte zu behaupten wagen. Zu sehr widerspricht dem die Realität zum jetzigen Zeitpunkt. Diese rechten Elemente, wie zum Beispiel Führungskader der RN haben ja erhebliche Probleme diesen Spagat hinzubekommen, einerseits den kapitalistischen Staat nicht zu sehr anzugreifen und andererseits den vielen Wählern, welche sich von „linken“ Parteien enttäuscht abgewandt haben, etwas vorzumachen. Sie werden niemals Partner sein, wenn es darum geht den Kapitalisten die Möglichkeit der Ausbeutung zu nehmen. Das rumeiernde Gejammer von Le Pen bezüglich der Auseinandersetzung mit dem Staatsapparat durch die Gelbwesten spricht schon eine deutliche Sprache.

 

Unsere Anhänger haben das Grab des unbekannten Soldaten geschützt, lamentiert sie. Das konnte man dann in Filmaufnahmen auch sehen, außerdem sah man aber auch, wie im direktesten Umfeld dieser Szene heftige Kämpfe von Gelbwesten mit dem brutalen Unterdrückungsapparat stattfanden. Eins steht fest, der unbekannte Soldat ist lange tot, ihm konnte da nichts geschehen. Vielleicht hätte Le Pens anwesende Anhängerschaft besser jenen Mitmenschen beistehen sollen, welche gerade ihr Demonstrationsrecht verteidigten und zwar gegen den militarisierten, schwerbewaffneten und äußerst brutalen Unterdrückungsapparat des kapitalistischen Staates.

 

Das geht dieser rechten Bande viel zu weit, dieser konsequente Kampf, das spürt man an allen Ecken und Enden. Und die Versuche, diese Bewegung als französisch und weiß darzustellen, beziehungsweise dahin zu wirken, dass sie es wird, scheinen ja auch irgendwie kläglich gescheitert zu sein. Es ist für uns immer wieder ein ergreifendes Bild, wenn so viele von ihrer Erscheinung her so unterschiedliche Menschen dem Unterdrückungsapparat die Marseillaise entgegen schmettern, kein angenehmes Bild für hartbeinige Rassisten.

 

Sich offen als Faschisten bekennende Rechte, welche sich in diese Demonstrationen einschleichen, kann es auch schon mal passieren, dass sie aus der Demonstration rausgeprügelt werden. Das könnte vielleicht auch lehrreich sein für die zu recht empörten Menschen z. B. in Chemnitz, aber das nur nebenbei.

 

Unserer Ansicht nach ist der Vorwurf einer massiven rechten Prägung dieser Bewegung aus offensichtlichen Gründen an den Haaren herbeigezogen. Das vorsichtige Zurückrudern von diversen linken Gruppierungen in Frankreich, aber auch in Deutschland, bestärkt uns in der Annahme, dass es bei diesen Vorwürfen nur um Diskreditierung ging, leider haben da Gewerkschaftsführungen und linke Organisationen mitgespielt.

 

DIE FRANZOSEN, EIN REVOLUTIONÄRES VÖLKCHEN

 

Manchmal fragt man sich ja, haben Franzosen das mit der Aufmüpfigkeit, mit dem Rebellentum irgendwie in den Genen. Immerhin sind ja mit der bürgerlichen Revolution in Frankreich und auch danach äußerst starke Impulse aus Frankreich in die Welt gegangen und haben so einiges bewirkt. Auch wenn man sich die letzten Jahre so ansieht, so ist doch trotz aller Schwächen erkennbar, dass dies ein Land ist, in dem sich die Bevölkerung durchaus gegen Willkür und Ungerechtigkeiten zu wehren weiß. Zwar nicht immer erfolgreich, aber immer mutig.

 

Ist natürlich Quatsch mit den Genen, aber das, was von Generation zu Generation weitergereicht wird in dieser Hinsicht, hat offensichtlich solche Auswirkungen. Und es scheint ansteckend zu sein, denn die vielen Menschen, die andere als französische Wurzeln haben, beziehungsweise deren Eltern, sind doch mit der gleichen Empörung mit der gleichen Begeisterung für die berechtigten Forderungen auf der Straße. Sie singen mit der gleichen Inbrunst das alte Revolutionslied die Marseillaise, ein Gräuel für extreme Rechte und Rassisten.

 

Überhaupt die Marseillaise, ein wirklich revolutionäres Kampflied, zwar aus einem anderen, aber zu seiner Zeit durchaus berechtigten und fortschrittlichen Klassenkampf,  und dieser Kampf gegen den Feudalismus wurde auch sehr konsequent geführt, dies merkt man diesem Land auch heute noch an.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Marseillaise auch in der aufkeimenden Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts als Kampflied des Proletariats unter anderem auch in Deutschland gesungen wurde (Die MarseillaiseQuelle WikiPedia).

 

Auch die mutigen und ruhmvollen Kämpfer und Kämpferinnen der Pariser Kommune hatten sozusagen als Hymne die sogenannte Marseillaise der Pariser Kommune, eine von verschiedenen Fassungen der Marseillaise (Die Marseillaise der (Pariser) KommuneQuelle Lyrics Translate).

 

Erst nach dem Gemetzel eines Bündnisses von deutschen und französischen Reaktionären an den Kommunarden, dichtete ein entkommener Kommunarde die Internationale. Diese Internationale wurde das Kampflied für die internationale Arbeiterklasse und ist es noch heute.

 

Die kämpfenden Menschen in Frankreich zahlen einen recht hohen Preis für ihren Mut. Offiziell zugegeben hat es wohl schon bisher 4 Todesfälle im Zusammenhang mit den Protesten gegeben, wobei man berücksichtigen muss, dass Todesfälle im Zusammenhang mit Demonstrationen auch gerne vom kapitalistischen Staatsapparat verschwiegen bzw. kaschiert werden. Zweitausend offiziell eingestandene Festnahmen in ganz Frankreich am 8.12.2018 davon allein 1100  in Paris. Zu hunderten, wahrscheinlich eher zu tausenden wurden Demonstranten verletzt, teilweise sehr schwer. Der Polizeiapparat zeigt seine eindeutige menschenverachtende und brutale Fratze, nämlich die Fratze eines Büttels des kapitalistischen Systems. Eines Büttels, welcher alles umhaut, mit Kartuschen anschießt, mit Reizgasen einnebelt und angreift, was ihm in den Weg kommt. Alte Menschen, behinderte Menschen werden umgehauen oder festgenommen, Schulkinder werden wie Kriegsgefangene behandelt, gnadenlos wird alles versucht protestierenden Menschen Angst einzubläuen.

 

Aber bisher hat man den Eindruck, dass es nicht wirklich funktioniert. Die Menschen tragen weiterhin ihren Protest auf die Straße und diese herrschende Bande in Frankreich sieht sich gezwungen Zugeständnisse zu machen. Man kann allerdings nur hoffen, dass diese Bewegung sich nicht einlullen lässt durch Krümel, die man ihnen vor die Füße wirft. Dass Macron weg muss, ist eine berechtigte Forderung, ähnlich wie seine Freundin in Deutschland ist auch er offensichtlich ein Garant für die übelste Politik gegen die Masse der Bevölkerung.

 

Insofern wäre es tatsächlich kein geringer Erfolg, wenn dieser aus dem Amt gejagt werden würde. Aber das kann ja nicht alles sein, woher kommt denn der Mut, die Verbissenheit und die Leidensfähigkeit von zehntausenden Menschen. Das hat doch etwas damit zu tun, dass in diesem kapitalistischen System immer mehr Menschen an den Rand gedrängt und deren Existenz gefährdet wird.

 

Die vielen sozialen Forderungen, die aufgestellt wurden, sind sicher richtig und wenn man sie durchsetzen könnte, umso besser. Aber können wir, beziehungsweise in diesem Fall erst einmal die französischen Gelbwesten wirklich da stehen bleiben, um beim nächsten Macron oder Hollande oder wie auch immer diese Figuren heißen, wieder von vorne anzufangen. Weil solche Leute den arbeitenden Menschen letzten Endes immer die Kehle zudrücken für immer mehr Profit der Kapitalisten. Ist es nicht wirklich an der Zeit gesellschaftlich zu klären, warum die überwiegende Mehrheit in Frankreich, ja aber auch auf der Welt, die Werte erarbeitet aber sich nur eine relativ kleine Anzahl der (Welt) Bevölkerung daran mästet, während der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung oftmals nicht weiß wie er über den Monat kommt.

 

Wir können das gut verstehen, dass die Gelbwesten äußerst allergisch auf Vereinnahmungen  durch politische Parteien reagieren. Offensichtlich hat sich ja auch in Frankreich die Linke nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert, wenn es um die Interessenvertretung dieser Menschen ging, die jetzt auf der Straße sind. Von dem anderen elitären Pack brauchen wir hier gar nicht weiter reden, aber womit war eigentlich die Linke in Frankreich beschäftigt, dass sie kein Vertrauen bei den Menschen genießt. Vielleicht ebenfalls, wie in Deutschland, mit dem ganzen dekadenten und reaktionären Müll, der ja so intensiv in den sogenannten Eliten gepflegt wird.

 

Aber auch die Gelbwesten werden nicht umhin kommen gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, warum ist dieses System wie es ist, wie kann man es stürzen, welches Ziel haben wir national, international und welche Form der Organisierung muss man anstreben um es zu erreichen. Denn anders geht es ja nicht, man muss sich überlegen wie man grundlegend etwas verändert, das ist ja so wie es ist, kein akzeptabler Zustand.

 

Unter Umständen sind das aber auch Fragen, die sowieso schon diskutiert werden in Frankreich, soviel Einblick haben wir da auch nicht. Und es würde uns auch nicht wundern, wenn auch schon Forderungen diskutiert werden, bezüglich einer Rehabilitation der Verhafteten sowie einer Entschädigung der Verletzten. Eine sofortige Freilassung aller noch inhaftierten Gefangenen  müsste umgehend vorgenommen werden, immerhin sind ja allein am 8.12.2018 1700 Demonstranten langfristiger in Gewahrsam genommen worden.

 

Die protestierenden Menschen in Frankreich haben schon bisher viel Mut und Klugheit bewiesen, auch weil sie ein stückweit die potemkinsche Fassade der dekadenten, grünkapitalistischen Elitenpropaganda zerstört haben.

Insgesamt finden wir deren Haltung sehr verdienstvoll und denken, dass Menschen, die sich als fortschrittlich begreifen davor Achtung haben müssten.

 

 

K. Lehmann / Elke Haber                        11.12.2018